Leseprobe
„Größeres Metallteil am Rand unseres Erfassungsbereiches.“
Garret öffnete die Augen und drehte den Kopf in ihre Richtung.„Richtung und Entfernung?“ fragte er und stand auf.
„Alpha zwei, Beta siebzehn und Gamma minus drei. 12,3 Millionen Kilometer von uns entfernt“, antwortete sie und hantierte an ihren Instrumenten.
„Geschwindigkeit 7.182 Kilometer pro Sekunde. Richtung Solsystem. Kommt schräg auf uns zu.“
Der Lichtpunkt am äußersten Rand des Schirms zeigte keinerlei Aktivitäten. Überall auf den Oszilloscopes und Datendisplays ihres Arbeitsplatzes war nichts von einer Energieausstrahlung zu bemerken.
Inez kniff die Augen ein wenig zusammen.
„Merkwürdig“, murmelte sie und nahm eine neue Messung vor. „Das Ding scheint tot zu sein.“
„Was ist merkwürdig?“ fragte Garret. Er stand hinter ihrem Sessel und stützte sich auf der Lehne ab.
Inez blickte zu ihm hoch. „Ich erfasse keine energetischen Ausstrahlungen. Noch nicht einmal irgendwelche Rückstrahlungen. Selbst auf den normalen Frequenzen nicht. Lediglich die Aktivscanner zeigen das Objekt. Es scheint so, als ob es sich schon seit Jahren dort draußen herumtreibt.“
„Könnte es ein Wrack aus den Kriegszeiten sein?“ Garret beugte sich vor, um die Werte auf den Displays besser ablesen zu können.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Lee, das glaube ich nicht. Es handelt sich hierbei um ein großes Teil, nicht um Metallsplitter, die wir meistens erfassen. Außerdem ist der Kurs zu geradlinig, im Gegensatz zu den sonstigen umhertreibenden Trümmerstücken. Dazu kommt noch die ungewöhnliche Geschwindigkeit, mit der es auf das Sonnensystem zutreibt.“
„Du hast recht, Inez.“ Er legte ihr die Hand auf die linke Schulter. „In diesem Gebiet wurde meinem Wissen nach auch kein Gefecht ausgetragen. Es muss also etwas Unbekanntes sein.“
Nachdenklich richtete er sich auf und ging zur Kommandoempore zurück.
„Wir sollten uns das Ding einmal ansehen“, meinte er und nahm in seinem Sessel Platz. „Verfolge es und melde mir jede Veränderung, die du feststellst.“
Mit einem Nicken bestätigte die Mexikanerin und widmete sich ihren Instrumenten.
Einen Moment lang schaute Garret noch zu ihr hinüber, dann drückte er die Taste der Rundrufanlage.
„Los, Leute, kommt hoch, es gibt Arbeit!“
Sekunden später erschienen die übrigen Crewmitglieder in der halbdunklen Zentrale und warfen sich in die Konturensessel.
„Was ist denn los, Lee?“ Ted Redlaw überprüfte schnell die Anzeigen seines Navigationspultes.
„Wir haben Ortungskontakt mit einem unbekannten Objekt. Das müssen wir uns ansehen“, antwortete Garret. „Berechne den Kurs zu den Koordinaten, die dir Inez gleich gibt, und übermittle sie an Ngumos Pilotenkonsole.“
„Soll ich das Hauptquartier benachrichtigen?“ Tanja Berg drehte den Sitz an der Funkkonsole zur Seite und schaute ihn an.
Nur kurz überlegte er und schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben ja noch nichts zu melden.“ Er wandte sich an den japanischen Ingenieur, der seinen Arbeitsplatz neben dem Navigationspult hatte. „Alle Aggregate auf volle Leistung, Ito, damit wir genug Energie zur Verfügung haben, wenn wir sie brauchen. – Manuela, Schutzschilde auf Normalleistung. Kursdarstellung auf den Bildschirm.“
Die Puertoricanerin bediente die Sensorik an ihrer Konsole.
Auf dem Zentralholographen vor den beiden Piloten erschien der Aufbau des äußeren Systems. Ein weißes Kreuz markierte am rechten Rand den Ortungskontakt. Zu ihm lief eine gepunktete Linie vom derzeitigen Standort der DARIUS. Langsam verschob sich die Ortungsmarkierung in die Mitte des Bildschirms auf den Zielstachel der angenommenen Raumschifflängsachse.
„Koordinaten erfasst und Kurs berechnet“, meldete Manuela und der Nigerianer im Pilotensitz brummte bestätigend.
„Okay, dann los“, gab Garret das Zeichen zum Abflug. „Richtgeschwindigkeit achttausend Kilometer pro Sekunde. Abbremsen in einer Entfernung von zweihunderttausend Kilometern. Fahrtanpassung bei fünfhundert. – Inez, achte auf ungewöhnliche Ausstrahlungen!“