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Die Flötenspielerin

Autor:
Dr. Walter Kiefl
Verlag:
MentaLibre Walter Kiefl
Erscheinungsjahr:
2015
Sonstiges:

München: MentaLibre 2015;
Pb., 763 S.;
20,00 Euro.
ISBN 978-940223-07-4;

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Leseprobe
Ihr offenes freundliches Lachen ließ nichts von solchen Gedanken ahnen. Wohlwollend betrachtete er Oinanthes schönen reifen Leib, und je länger er auf sie blickte, desto klarer sah er in ihr Berenike, aber nicht die kalte und immer beherrschte Königin, sondern die Frau, die ihn einst von seinem Vater empfangen hatte. Er konnte sich weder vorstellen, dass sie ihn geliebt, noch dass er mit Geduld, Zärtlichkeit und vielen Aufmerksamkeiten um sie geworben hatte. Euergetes war grob und ungeduldig und hatte sie sicher mit Gewalt genommen. Das konnte doch auch er, der kommende Beherrscher des Schwarzen und Roten Landes tun!
Rezension
Walter Kiefl: Die Flötenspielerin. Aufstieg und Fall der Agathokleia von Samos. München: MentaLibre 2015, 763 S.; ISBN 978-3-940223-07-4 In den letzten Dekaden des zurückliegenden 20. Jahrhunderts ist das Interesse an historischen Romanen gestiegen. Zweifellos handelt es sich dabei auch um eine Folge des auf das 19. Jahrhundert zurückgehenden Historismus, der sich um eine realistische Betrachtung und Darstellung vergangener Epochen bemüht hat. Daran haben sich neben Historikern auch andere Gelehrte und Schriftsteller beteiligt, die es verstanden haben, in Bibliotheken und Archiven nach geeigneten Quellen und Hinweisen zu suchen, um vergangene Ereignisse möglichst authentisch wiederzugeben. Obgleich die Autoren vieles aus ihrer Phantasie hinzugefügt haben (oder – mangels Quellen – auch hinzufügen mussten), sind auf diese Weise Romane mit beachtlichem wissenschaftlichen Wert entstanden. Dieser Wert bestand bzw. besteht vor allem in der Aufstellung anregender Hypothesen zu bisher unzureichend geklärten Fragen. Im Unterschied zu den sich vorsichtig, aber gewissenhaft vortastenden Fachwissenschaftlern besteht das höchste Ziel der Schriftsteller nicht im Nachweis, dass sich die interessierenden Ereignisse in einer bestimmten Weise abgespielt haben, sondern in einer möglichst lebendigen und für zeitgenössische Leser verständlichen Beschreibung vergangener Situationen, der sich daraus ergebenen Handlungsalternativen historischer Subjekte und den daraus folgenden Konsequenzen, die natürlich nicht im Widerspruch zu gesicherten geschichtlichen Erkenntnissen stehen dürfen. Mit anderen Worten: Autoren historischer Romane behaupten nicht „So hat es sich zugetragen“; sie mutmaßen nicht einmal: „So könnte es sich zugetragen haben“ sondern sie fragen allenfalls „Wenn es sich nun so zugetragen hätte?“ (*1). Ungeachtet dieses eingeschränkten Anspruchs fanden und finden die Romane beim Publikum Anklang, kommt doch zum Lesevergnügen noch das befriedigende Gefühl hinzu, etwas für die Bildung getan zu haben. Die Beliebtheit des Genres „Historischer Roman“ hat allerdings auch weniger befähigte Autoren motiviert, und so finden wir – neben großen und wertvollen Werken – zahlreiche Bücher zwischen Kitsch und Langeweile. Diese Entwicklung – vermehrte Quantität bei verminderter Qualität – wird noch durch die heute gegebenen preisgünstigen Möglichkeit des Selbstverlegens gefördert. Das bedeutet nicht, dass die Publikationen von Selbst- und Kleinverlagen schlecht sein müssen, gibt es doch neben manchen niveaulosen Elaboraten und durchaus anregenden und unterhaltsamen Erzaehlungen auch einige von hervorragender Qualität. Für die Rezension eines dieser Sparte zuzuordnenden Werkes genügt es nicht, zu schreiben „Ich habe das Buch gelesen und es hat mir sehr gefallen“, denn ein solches Urteil liefert keinen Maßstab. Eine angemessene, d.h. dem zu besprechenden Werk gerecht werdende Rezension setzt Kenntnisse sowohl der aktuellen, als auch der für moderne Autoren inspirierenden früheren Literatur voraus, vor allem der des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit haben sich die nationalen Literaturstile und -traditionen herausgebildet, und so findet man Meisterwerke, sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch der Struktur und des Stils. Als Beispiel lassen sich hier u.a. die großen Romane von Leo Tolstoi, Victor Hugo, Gustave Flaubert oder Felix Dahn nennen. Mit solchen Vorkenntnissen zur Literatur und zur Gattung der historischen Romane bin ich an „Die Flötenspielerin“ von Walter Kiefl herangegangen. Das Buch umfasst über 700 Seiten, und ich muss zugeben, dass ich schon lange nicht mehr so besessen aufs Weiterlesen gewesen bin wie bei dieser Geschichte. Ich bedauere, dass es – gerade in der heutigen Zeit – für den Erfolg eines Autors immer weniger auf die Qualität als auf das „Vermarktungsgeschick“ ankommt. Auf diese Weise bleiben viele ernsthafte, gebildete und von ihrer Arbeit besessene Schriftsteller in der Anonymität, nur weil sie nicht über die Möglichkeiten verfügen, entsprechende Werbung für ihre Werke zu machen und weil die großen Verlage kaum Interesse haben, sich mit weniger bekannten Autoren und Büchern außerhalb der gerade gängigen Trends zu befassen. Meiner Ansicht nach ist „Die Flötenspielerin“ jedenfalls ein großes Werk, das zu den von mir erwähnten historischen Romanen des 19. Jahrhunderts und zu den guten der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart (*2) gehört. Eine Besonderheit dieses Buches besteht darin, dass der Autor in Struktur und Darstellung klar zwischen von Geschichtsschreibung und Forschung belegten Zusammenhängen, naheliegenden Mutmaßungen und eigenen phantasievollen Schilderungen und Interpretationen differenziert. Sehr hilfreich für das Verständnis ist ein umfangreiches Glossar und eine detaillierte Zeittafel, in welchen zwischen historischen und fiktiven Personen bzw. Ereignissen unterschieden wird. In den Vorbemerkungen weist er darauf hin, dass er sich hauptsächlich auf den griechischen Historiker Polybios (201 – 120 v. Chr.) bezieht, der in seinem umfassenden Werk über die Römische Republik wiederholt auf die Verhältnisse in Ägypten während der Regierungszeit von Ptolemaios IV. Philopator (221 – 203 v. Chr.) eingeht. Dieser an den Amtsgeschäften weitgehend desinteressierte Herrscher stand unter dem Einfluss seiner ehrgeizigen Berater Sosibios und Agathokles. Die Schwester des letztgenannten war Agathokleia, ein ehemaliges Freudenmädchen, das zur Konkubine und späteren Zweitgemahlin des ihr hörigen Monarchen wurde und damit sich und ihrer Familie Privilegien und Reichtümer verschaffte, während das Land gleichzeitig von Inflation, Hungersnot und Aufständen heimgesucht wurde. Nach Philopators Ableben und dem bald darauf erfolgten Tod des zwar skrupellosen, aber intelligenten Regenten Sosibios nahmen die Unruhen besonders in Alexandria zu. Da sich der Hass des Pöbels gezielt gegen Philopators Günstlinge und Anhänger richtete, sah sich die einst mächtige und umschmeichelte Agathokleia in kurzer Zeit von allen Freunden verlassen. Einzig der einheimische Priester Ptah-hotep, der die einstige königliche Favoritin noch aus ihrer Zeit als Flötenspielerin und Prostituierte kannte und sie seitdem heimlich liebte, stand ihr noch bei. Obwohl er alles unternahm, um sie und ihre Familie zu retten, musste auch er schließlich vor der Raserei und Rachsucht des wegen seiner Grausamkeit berüchtigten alexandrinischen Mobs kapitulieren. Bei der Darstellung der Charaktere bedient sich Kiefl unterschiedlicher Formen. Er bringt dem Leser die einzelnen Figuren sowohl durch tatsächliche und fiktive historische Quellen nahe, als auch durch die Erzählung des Protagonisten Ptah-hotep, der die Geschehnisse aus der Perspektive eines zwar konservativen, aber der „neuen“ Sichtweise der griechischen und makedonischen Eroberer nicht gänzlich abgeneigten ägyptischen Priesters beschreibt. Hinzu kommen noch Szenen, in welchen sich die Handlungsträger durch ihr Denken, Reden und Verhalten selbst porträtieren. Die Darstellung der Persönlichkeiten der einzelnen Akteure erfolgt dabei sehr detailliert – vielleicht manchmal auch zu sehr. So könnte es sein, dass insbesondere bei manchen Leserinnen schon am Anfang des Buches Bedenken aufkommen, wenn die sado-masochistischen Praktiken geschildert werden, mit welchen es Agathokleias Mutter Oinanthe gelingt, sich und ihren Kindern Zugang zum Königshof zu verschaffen. „Die Flötenspielerin“ deshalb als erotische Literatur zu klassifizieren, wäre aber falsch, denn dem Autor geht es darum, den Akteuren in ihrem Milieu, in ihrem Fühlen, Denken und Tun gerecht zu werden. Diese Bemühen beziehen sich nicht nur auf das Liebesleben, sondern auch auf Intrigieren und Machtstreben u.a.m.. Dabei pflegt Kiefl einen sehr feinen Schreibstils, der sich an dem der Überlieferungen und alten Chroniken orientiert, so dass das gesamte Buch einen einheitlichen Charakter erhält. „Die Flötenspielerin“ ist im wesentlichen chronologisch aufgebaut. Wie im Leben folgen Ereignisse und Begegnungen aufeinander, es gibt überraschende Verkettungen und Wendungen, aber keine konstruierten Zufälle und „künstlich“ anmutenden Eingriffe. Obwohl alles eine – nicht gleich zu durchschauende – Folgerichtigkeit aufweist, bleibt die Spannung bis zuletzt erhalten, nicht nur aufgrund der Handlung, sondern auch durch die vielen interessanten und gut durchdachten Dialoge und die mit mehr oder weniger tiefgründigen Weisheiten bereicherten Reflexionen. Dies erinnert an die Anfänge der Literatur, als den Lesern nicht nur Unterhaltung geboten wurde, sondern auch Gedanken, die ihnen für ihr eigenes Leben hilfreich waren. Zusammenfassend: Eine faszinierende Lektüre, reich an Dramatik, und Erkenntnissen über den menschlichen Charakters und über menschliche Leidenschaften und Schwächen. Das Buch ist ein Beleg dafür, dass ein wissenschaftlich fundierter Roman sowohl ein beachtliches literarisches Niveau als auch einen hohen Unterhaltungswert aufweisen kann. Ich wünsche mir, dass jemand mit Verbindungen zur Literaturszene und zum Verlagswesen dieses wunderbare Werk entdeckt und ihm die Beachtung verleiht, die es verdient. Esther Morales Canadas Anmerkungen 1) nach Eloise Jarvis McGraw im Vorwort zu ihrem Roman „Pharao. Lebensroman der ersten Königin Altägyptens (deutsche Ausgabe 1964 bei Mohn (Gütersloh) erschienen) 2) neben Umberto Eco (Im Namen der Rose u.a.) möchte ich hier stellvertretend für viele andere ausgezeichnete historische Romane besonders die Bücher von Gary Jennings (Marco Polo, Der Azteke etc.) erwähnen, weiterhin James Clavell (Shogun), Marguerite Yourcenars Biographie des Kaisers Hadrian (Ich zähmte die Wölfin) oder Erwin Wickerts Buch über die Taiping-Revolution (Der Auftrag). Hinweis: Das Buch ist nur direkt beim Autor (Walter Kiefl; Schönstr. 26, 81543 München; Tel. (089) 658766; mentalibre@gmx.de) zum Preis von 20,00 Euro (incl. Verpackungs- und Versandkosten) beziehen

Klappentext

Die Flötenspielerin. Aufstieg und Fall der Agathokleia von Samos. Historischer Roman.

Ägypten. Mit List, Körpereinsatz und der Unterstützung ihrer Mutter ist es der Tänzerin und Prostituierten Agathokleia gelungen, zur Favoritin und Zweitgemahlin von Ptolemaios IV. Philopator aufzusteigen. Nach dem Tod des dekadenten Königs entlädt sich die Wut des Großstadtpöbels in einer Orgie der Gewalt gegen die Freunde und Anhänger der verhassten Monarchen. Einzig der einheimische Priester Ptah-hotep, der Agathokleia seit seiner Jugend heimlich liebt, bietet ihr noch Hilfe.

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