Autor:
Dr. Walter KieflVerlag:
MentalibreErscheinungsjahr:
2022Sonstiges:
102 Seiten
Preis: 7,50 €
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Oder direkt beim Autor.Klappentext
Gedanken über Erotik, Liebe und Ehe
Vorbemerkungen
Die vorliegende Zusammenstellung von Aussagen über Sexualität Liebe, Partnerschaft und Ehe aus vier Jahrtausenden soll vor allem die große Bandbreite dazu vorliegender Ansichten verdeutlichen. Aufgrund der überwiegend willkürlichen Auswahl kann sie aber weder den Anspruch auf Ausgewogenheit noch auf Vollständigkeit erheben. Wenn bei der Durchsicht der Eindruck einer Überrepräsentativität von skeptischen und kritischen Meinung entstehen sollte, hat das mehr mit einer entsprechenden Voreingenommenheit des Herausgebers zu tun als mit den Meinungen sämtlicher sich dazu geäußert habender Autoren. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass kritische Auffassungen aber auch deshalb häufiger sein dürften, als Freude, Zustimmung, Behaglichkeit und Zufriedenheit in der Regel weniger Anlass bietet, sich mit einem Thema intensiver auseinanderzusetzen als Ärger, Ablehnung, Groll und Unzufriedenheit. Im Paradies – oder in einer ihm angenäherten irdischen Entsprechung – gibt es vermutlich wenig Ironie, Satire und Kritik. Noch sind wir davon weit entfernt, und so findet man zum Beispiel aufgrund einer kulturgeschichtlich langen patriarchalisch-misogynen Tradition unschwer ironische, boshafte und sogar gehässige Maximen, die die problematischen Aspekte einer Ehe einseitig den Frauen anlasten bzw. diese von vorneherein abwerten. Ein krasses Beispiel dafür ist der aus Arabien stammende Satz: Eine Frau wählen ist wie eine Hand in einen Korb voll Schlangen stecken. Mit Glück trifft man vielleicht auf eine ungiftige. Aber alle sind Schlangen“. Bei der hier offenbar kritisierten Charaktereigenschaft „Falschheit“ handelt es sich wohl weniger um ein Wesensmerkmal als um die Beschreibung manchmal bzw. kurzzeitig erfolgreicher Versuche, einer gesellschaftlich und kulturell untergeordneten Stellung wenigstens partiell durch List und „Betrug“ zu entkommen. In einer vergleichsweise gleichberechtigten und mehr partnerschaftlich orientierten Gesellschaft wie der des Alten Reiches in Ägypten (2686-2181 v. Chr.) wird einem jungen Mann dagegen geraten: „Gründe dir einen Hausstand und liebe deine Frau nach der rechten Ordnung. Fülle ihren Leib mit Speisen und bekleide ihren Rücken. Erfreue ihr Herz, solange du lebst.“ Dies bedeutet, dass die jeweiligen Aussagen – abgesehen von besonderen individuellen Erfahrungen ihrer jeweiligen Urheber – vor allem zeitbedingte gesellschaftliche und kulturelle Umstände, aber auch durch sie hervorgerufene Gegenströmungen widerspiegeln. Insofern handelt es sich bei der hier präsentierten Auswahl weniger um eine Sammlung von profunden Erkenntnissen als um einen – wenn auch mehr oder weniger einseitigen – Überblick über wechselnde Bewertungen von Liebe und Ehe und all dem, was dazu gerechnet wird. Nicht alles ist jedoch kulturell determiniert bzw. zeitbedingt. Einige Sätze enthalten auch sehr generelle Erkenntnisse und Erklärungen. So stellen zum Beispiel der deutsche Philosoph Georg Simmel (1858-1918) oder die argentinische Ärztin, Sozialwissenschaftlerin und Autorin Esther Vilar (geb. 1935) fest, dass vor allem am Beginn einer Beziehung immer der Partner mit dem schwächeren Geschlechtstrieb (bzw. verallgemeinert: der mit dem geringeren gezeigten Interesse am anderen) über mehr Macht verfügt (s. Unterkapitel „Koketterie und Macht“), so dass es im Interesse der Behauptung der eigenen Macht bzw. Unabhängigkeit zweckmäßig ist, sich nicht allzu offen zu zeigen, was zum Beispiel viele beim Erstkontakt typische Verhaltensweisen (Sprödigkeit, Koketterie, Launenhaftigkeit, scheinbarer Rückzug u.a.) verständlich macht.