Autor:
Dr. Esther Morales-CañadasVerlag:
Fabuloso VerlagErscheinungsjahr:
2020Sonstiges:
978-3-99346-85-3
Preis: 12,80 Euro
Paperback
210 Seiten
deutsch und spanisch
Hier kaufen
Oder direkt beim Autor.Der Fuchs belauerte eine Gruppe von Menschen, die schweigsam mit einem Buch in den Händen umherlief. Manchmal näherten sie sich und blieben vor einem Baum stehen, den sie vorsichtig streichelten. Andere Male nahmen sie einander an den Händen und schauten unbeweglich nach oben. Ab und zu schauten sie auf das Buch und folgten bestimmten Anweisungen, zum Beispiel bückten sie sich, um irgendein Laub aufzuheben oder an einem Gestrüpp zu riechen. Neugierig und verwundert tauchte der Fuchs vor ihnen auf. Der Mann, der die Gruppe leitete, grüßte ihn mit den Worten: „Hallo, was bringt dich hierher? Willst du an unserem Waldbad teilnehmen?“ Der Fuchs antwortete überrascht: „Wie kommt es, dass ihr keine Angst vor mir habt?“ „Angst?“, antwortete eine junge Frau, „nur weil du etwas merkwürdig bist, musst du uns doch nicht gleich erschrecken Ich glaube nicht, dass du uns verschlingen willst.“ „Im Moment nicht, aber man weiß ja nie. Gut, sagt mir, was macht ihr da? Seid ihr Forscher?“ „Nein“, antwortete der Anführer der Gruppe und fügte mit einem stolzen und überzeugenden Ton hinzu: „Ich führe sie in ein Waldbad ein und …“ „Aber hier gibt es keinen See.“ „Nein. Ein Waldbad bedeutet, in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen und sich damit vollzusaugen.“ Als der Fuchs diese Erklärung hörte, fiel er zu Boden und lachte sich tot. „Worüber lachst du?“, fragte eine andere Teilnehmerin. „Wozu nützt euch das?“, antwortete der Fuchs, ohne mit dem Lachen aufzuhören. „Um einen ruhigen Geist zu erlangen und die körperlichen Konditionen zu verbessern.“ „Und dazu braucht ihr einen Privatlehrer und ein Buch? Selbst ‚Rotkäppchen‘ wusste die Schönheit des Waldes zu schätzen, auch wenn es sie fast das Leben gekostet hätte. Und ihr, Menschen von heute, die ihr glaubt, alles zu haben und wollt trotzdem noch mehr besitzen, sogar Nutztiere, ihr wusstet nichts von der Existenz des Waldes und seinen Vorteilen für die Gesundheit …?“
Der Fuchs musste sich beruhigen, weil das Lachen ihn daran hinderte, weiterzusprechen.
El zorro y el “baño de bosque”
El zorro acechaba a un grupo de humanos que andaban sigilosos con un libro en las manos. A veces se acercaban y se paraban ante un árbol que acariciaban cuidadosamente. Otras veces se agarraban las manos unos a otros y miraban estáticos hacia arriba. De vez en cuando, miraban el libro y seguían determinadas instrucciones, por ejemplo, se agachaban a coger alguna hojarasca o a oler algún matorral.
Curioso y extrañado, el zorro se plantó ante ellos. El hombre que dirigía el grupo lo saludó diciendo: ̶ ¡Hola! ¿Qué te trae por aquí? ¿Quieres participar de nuestro baño de bosque? El zorro, sorprendido, le contestó: ̶ ¿Cómo es que no os da miedo de mí? ̶ ¿Miedo? ̶ Contestó una joven ̶. Sólo porque seas algo extraño no tienes por qué asustarnos … no creo que quieras devorarnos. ̶ De momento, no, pero nunca se sabe. Bueno, decidme ¿qué estáis haciendo? ¿Sois investigadores? ̶ No ̶, contestó el jefe del grupo y añadió con tono orgullosos y convincente: ̶ Los estoy introduciendo en un baño de bosque y … ̶ Pero aquí no hay ningún lago … ̶ No. Un baño de bosque significa zambullirse o impregnarse de la atmósfera del bosque. Cuando el zorro oyó tal explicación, cayó al suelo muerto de la risa. ̶ ¿De qué te ríes? ̶ preguntó otra participante. ̶ ¿Para qué os sirve eso? ̶ respondió el zorro sin dejar de reírse. ̶ Para alcanzar tranquilidad de espíritu y mejorar las condiciones corporales. ̶ ¿Y para eso os hace falta un tutor y un libro? Hasta “Caperucita Roja”, aunque casi le costara la vida, sabía apreciar la belleza del bosque. Y vosotros, humanos actuales que creéis tenerlo todo y pretendéis poseer aún más, incluso animales domésticos, ¿no sabíais de la existencia del bosque y de sus beneficios para la salud … ?
El zorro tuvo que callarse porque la risa le impidió seguir hablando.
Mit ihrem neuen – wieder in deutscher und spanischer Sprache verfassten – Buch zielt Esther Morales-Canadas auf üblicherweise nicht hinterfragte, das menschliche Verhalten beeinflussende Meinungen, Gewohnheiten und scheinbare Selbstverständlichkeiten ab. Dabei macht sie – in der Tradition des griechischen Fabeldichters Äsop (Mitte des 6. vorchristlichen Jahrhunderts) und des syrischen Schriftstellers Lukian von Samosata (120-180) mit seinen geistvollen Satiren – auch die Dürftigkeit von Rationalisierungen deutlich, die häufig nur dazu dienen, in heuchlerischer Weise andere Wesen zu verurteilen, ihnen einen niedrigeren Status zuzuweisen oder sie zu instrumentalisieren, etwa wenn der Wert von Kindern primär in den erhofften Gratifikationen für die Eltern gesehen wird (Von der Verantwortung gegenüber den Eltern und Großeltern, S.68-72). Wie gut ihr das gelingt, lässt sich am besten durch Beispiele zeigen, etwa beim Dialog zwischen einem Forscher und einem ceylonesischen Makaken (S. 114) oder einem Fußballspieler und einem Hund (S.94). Während in diesen beiden Dialogen die Aussage ziemlich klar ist und wenig Interpretationsmöglichkeiten lässt – es gibt keinen vernünftigen Grund, niemanden schädigende Verhaltensweisen, Liebhabereien und Passionen anderer Menschen geringer zu achten als die Eigenen – bietet die Geschichte „Der Angestellte und der Chef“(S.78-82) mehr Diskussionsstoff:
Der Arbeitnehmer ging, nachdem erst ich Mut gemacht hatte, zu seinem Chef und sagte etwas schüchtern: „Chef, ich finde es ungerecht, wie Sie uns behandeln. Nicht nur, dass Sie unsere Arbeit nicht schätzen, sondern Sie machen sich auch lustig über unsere Fertigkeiten, unsere Effizienz, und das ist schon … psychische Misshandlung.“ Ah! Ja? Psychische Misshandlung? Und dasselbe hast du deiner Frau vorgeworfen?“ „Meiner Frau? Was sollte ich denn bitte meiner Frau sagen?“ „Genau das: dass du dich wie ein Sklave behandelt fühlst. Mal sehen, was sie dir antwortet. Und wenn sie dir die Antwort, kommst du zu mir und erzählst es mir. Jetzt geh an die Arbeit.“ Am Ende des Arbeitstages ging der Angestellte deprimiert und mit gesenktem Kopf nach Hause. Als er eintrat, hörte die Ehefrau kaum, dass er ankam. Später fand sie ihren Mann mit verlorenem Blick auf dem Sofa sitzen. „Was ist mit dir?“ „Ich ertrage meinen Chef nicht mehr. Er ist ein Despot und misshandelt uns.“ „Ich hatte dich ja gewarnt“, antwortete die Frau ruhig und mit etwas sarkastischen Ton fügte sie später hinzu: „Aber klar, auf mich hörst du ja nie. Los, komm, wasch dir die Hände und wir essen.“ Nach dem Essen machte sich der brave Angestellte, der er war, daran den Tisch abzudecken und die Teller in die Küche zu bringen. Die Frau rief ihm zu: „Trägst du jedes Stück einzeln? Kannst du nicht ein Tablett nehmen und dir das ganz Hin- und Herlaufen sparen?“ „In Ordnung“, antwortete der Angestellte unterwürfig und sagte zu seiner Frau: Bleib du da und schau fern. Ich mache den Abwasch schon.“ Die Ehefrau blieb auf dem Sofa und als der Angestellte mit der Hausarbeit fertig war, setzte er sich zu ihr. Aber sie stand auf und ging in die Küche. Von dort aus schrie sie: „Lernst du es denn niemals? Sieh dir an, wie du die Spüle hinterlassen hast, alles voller Schaum … Und die Gläser werden nicht so hingestellt! Und die Messer! Weißt du denn immer noch nicht, dass sie verkehrt herum einsortiert werden, damit man sich nicht schneidet?“ Der Angestellte ging ins Bett und am nächsten Tag ging er früher als gewohnt zur Arbeit. Der Chef rief ihn in seinem Büro an und fragte ihn: „Und? Hast du es deiner Frau gesagt?“ „Ja … und sie hat mir recht gegeben.“ „Und was geschah danach? Hat sie dich etwa angeschrien, weil du die Dinge nicht so machst, wie es ihr gefällt?“ „Nun .. Ja …“ „Willst du nicht lieber sie statt mich anzeigen? Letzten Endes bist du hier nicht gefangen und wenn du eine andere Arbeit möchtest, kannst du das tun, aber mit ihr, mit ihr bist du verheiratet. Zu guter Letzt … Männer wie dich gibt es viele. Sie lassen sich von den Frauen beherrschen und sind unterwürfig wie kleine Schoßhündchen. Das heißt, ihr seid dazu geboren, Sklaven zu sein! Also erwarte nicht, dass ich dich besser behandle, denn du selbst hast deine Freiheit aufgegeben, als du deine Frau geheiratet hast.“ Die sich aus der Geschichte ergebende Folgerung ist, dass der Mann seine Lage nur dadurch verbessern kann, wenn er seine devote Grundhaltung aufgibt, denn „wer sich zum Esel macht, dem wird aufgeladen“. Aber er sollte sich auch fragen, ob er die ihm übertragenen Arbeiten sowohl im Beruf als auch im Haushalt ernst genug nimmt, d.h., inwieweit die Unzufriedenheit. seines Vorgesetzten und seiner Ehefrau berechtigt sind. Weiterhin wird der zweifelhafte Wert der Erhebung von Beschwerden und Klagen deutlich, begibt sich der Klagende (im Unterschied zum Fordernden oder Verhandelnden) damit auf eine unterlegene soziale Position. Solche und weitere Deutungen zeigen, wie viele Inhalte in diesen Dialogen stecken. Hier kommt man in Versuchung, noch zahlreiche weitere Beispiele anzuführen, bis das ganze Buch abgeschrieben ist. Da das aber nicht der Sinn einer Rezension sein kann, bleibt nur die Empfehlung an potentielle Leser, sich selbst daran zu erfreuen und Gewinn daraus zu ziehen.
Möglicherweise wirkt bei einem Teil des Publikums ein in manchen Gesprächen aufscheinender moralischer Rigorismus (der nicht im Gegensatz steht zu einer von Wertschätzung und Liebe geprägten Grundhaltung der Autorin) zunächst befremdlich oder sogar provozierend. Aber auch die Widerspruch herausfordernde Dialoge sind erhellend und nützlich, denn sie zwingen zum Überdenken eigener Auffassungen, um diese entweder zu relativieren oder mit noch mehr Bewusstheit zu vertreten. So muss beispielsweise die besonders in sich als „fortschrittlich“ definierenden Kreisen verbreitete Wertschätzung sexueller Libertinage oder berufstätiger Mütter einerseits und die häufige Abwertung von „einfachen“ Berufstätigkeiten oder Tiergärten andererseits nicht per se als zwangsläufig positiv zu sehende Errungenschaft einer sich als rational und aufgeklärt verstehenden Gesellschaft gedeutet werden.
Manchen mögen bei einigen Dialogen zu starke Vereinfachungen auffallen, etwa die im Kapitel „Primitive Völker und zivilisierte Völker“ (S.30-32) an den Mythos vom „edlen Wilden“ in der Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts erinnernde Idealisierung vergangener bzw. rezenter Kulturen. Dies mag aus historischer und ethnologischer Sicht angreifbar sein, doch kommt es darauf nicht an, sondern auf einen gedanklichen Gegenentwurf zur Gegenwart und zu einer drohenden ökologisch ruinierten, enthumanisierten und digitalisierten zukünftigen Welt. Jedenfalls tut der vereinzelt etwas großzügige Umgang mit der Geschichte dem Wert dieses tiefgründigen, anregenden und gut lesbaren Buchs keinen Abbruch. Aufgrund seiner inhaltlichen Qualität und seiner Zweisprachigkeit handelt es sich dabei meiner Meinung nach auch um eine ideale Ergänzungslektüre für Teilnehmer von Spanischkursen (ab Mittelstufe) etwa an Volkshochschulen und für das Selbststudium.
Dr. Walter Kiefl
Von mir gelesen: Melanie Buhl
Kritische Dialoge zwischen Lebewesen und anderen „belebten“ Objekten
Menschliche Eigenarten auf eine spezielle Art zu betrachten, die schonungslos Dinge entlarvt, die uns manchmal so normal erscheinen, es aber nicht sind. Das schafft dieses Buch auf eine mühelose und oft ironische Weise. Kritische Dialoge mit Tieren findet man häufig auch in Fabeln. Die Auseinandersetzungen mit „belebten“ Objekten waren für mich neu und besonders unterhaltsam. Bei all diesen Geschichten greift die Autorin auf eine große Bandbreite an Dialogpartnern zurück: beispielsweise kommen Menschen, Unmenschen, Löwen, Elefanten, Adler, Brillen, Menschenmütter und Hundemütter, die Erde, der Tod, die Gnade Gottes und der Schöpfer selbst zu Wort. Überaus kritisch und sehr ironisch betrachtet die Autorin Verhaltensweisen und Denkmuster. Sie lädt den Lesen ein, selbst über sein/ihr eigenes Verhalten und Denken zu reflektieren und verstaubte Gedanken über Bord zu werfen. Das Buch ist zweisprachig erschienen. Auf der linken Buchseite stehen die Kurzgeschichten auf Deutsch, auf der rechten Seite auf Spanisch. Da ich selbst in der Schule ein bisschen spanisch gelernt habe, fand ich es sehr spannend einige Passagen in dieser wunderbaren Sprache zu lesen und mit einem Blick auf die deutsche Version zu überprüfen, wie viel ich richtig verstanden hatte. Ich kann dieses abwechslungsreiche und tiefgründige Buch jedem empfehlen, der bereit ist, über den Tellerrand zu blicken und kritisch sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen zu hinterfragen.
Melanie Buhl
Klappentext
Diálogos críticos entre seres vivos y otros “objetos vivientes”
“Ich liebe die Menschheit wie mich selbst. Deswegen akzeptiere ich mit Ironie ihre Fehler“.
Die kritischen Dialoge bringen mit absoluter Ironie die Verwirrungen des menschlichen Benehmens zum Ausdruck, aber auch die der Tier- und der göttlichen Welt. Damit versucht die Autorin, den Leser zum Nachdenken zu bewegen oder einfach, dass dieser einen erheiternden Moment erlebt.
*
„Amo a la humanidad como a mí misma. Por eso acepto con ironía sus defectos”.
Los diálogos críticos ponen de manifiesto con absoluta ironía los errores del comportamiento humano, pero también del reino animal y del divino. Con ellos pretende la autora mover al lector a reflexionar o, simplemente, a pasar un rato divertido.