Leseprobe
Agathe, das verrückte Huhn
Eines Tages fragt mich Leo, der Haushund: „Sag mal, Agathe, bist du wirklich ein Huhn?“
Verwundert schau ich ihn an. „Du meinst, wegen meiner roten Punkte?“ Er nickt.
„Natürlich bin ich ein Huhn, was soll ich sonst sein? Ich lege Eier und gackere wie meine Schwestern. Nur mein Federkleid sieht anders aus. Gertrud und Agnes ihres ist braun und schwarz, meins ist weiß mit dicken roten Punkten.
Ich bin wohl eine Laune der Natur, und das ist gut so. Außerdem finde ich rote Punkte chic.
Meine Schwestern sagen, dass ich ein ‘verrücktes’, ich meine ‘außergewöhnliches’ Huhn bin, anders eben und besonders. Manche halten mich sogar für einen komischen Vogel“, gackere ich.
Lachend erwidert Leo: „Du hast ja recht. Wie konnte ich nur daran zweifeln, dass du ein Huhn bist. Ich mag dich, ob mit oder ohne Punkte.“
„Put, put, put“, ruft der Bauer und streut Körnerfutter aus. Gertrud und Agnes picken wie wild. „Nicht schon wieder Körner! Bähh, igitt! Ich will was anderes“, gackere ich und gehe durch den Garten. Auf der Suche nach Futter schaue ich mir die Umgebung an. Vor dem Zaun stehend erblicke ich einen Apfelbaum mit dicken roten Äpfeln. Dieser steht auf der Wiese des Nachbarn.
„Ich will heute einen Apfel essen“, sage ich zu mir. Doch wie komme ich nur hinüber? Ich laufe hin und her am Zaun entlang. „Hoppla!“ Fast wäre ich über einen Zweig gestolpert. Neugierig schaue ich genauer hin und entdecke ein Loch im Zaun.
„Juchuhh, das ist die Lösung!“, rufe ich. Das Loch ist nicht sehr groß. Vorsichtig zwänge ich mich hindurch und bin auf der Wiese. Eins, zwei, drei! Ein paar Flügelschläge und schon flattere ich in den Baum.
„Geschafft.“ Ich sitze auf einem Ast und picke genüsslich an einem Apfel. „Mhm!, köstlich. Gertrud und Agnes wissen gar nicht, was sie verpassen.“ Aus der Ferne höre ich den Bauer rufen.
„Au weia, das riecht nach Ärger, wenn er bemerkt, dass ich nicht da bin“, denke ich. Schnell flattere ich vom Baum, krieche durch das Loch und laufe schnurstracks in den Hof. Meine Schwestern sitzen schon im Hühnerstall. Als der Bauer in den Schweinestall geht, nutze ich den Augenblick und flitze in die Hundehütte zu Leo. Dort schlafe ich am liebsten.
„Verflixt nochmal! Dieses verrückte Huhn ist schon wieder ausgebüxt.
Eben war es doch noch da! Ich möchte wissen, wo es sich herumtreibt“, schimpft der Bauer.
Leo und ich verkneifen uns das Lachen. Es ist so lustig, wenn der Bauer mich sucht. Leo verrät mich nicht. Er findet meine Ideen und Ausflüge toll! Frühmorgens laufe ich schnell in den Hühnerstall und Leo passt auf, dass der Bauer mich nicht erwischt.
Und jedes mal denke ich: „Ha, ausgetrickst!“ …