Leipziger Buchmesse vom 12. bis 15. März 2009
Fabuloso Verlag mit der Creativo Initiativgruppe
Die Creativo präsentiert Ihre Neuerscheinungen
in Halle 5 Stand E 308
An jedem Tag waren einige Autorinnen und Autoren der Creativo
am Stand anwesend.
Ein Messebericht von Hanna Jüngling
Schrill gekleidete junge Leute, eine unübersehbare Vielfalt von Büchern, entstanden in den Phantasien eigenartiger Menschen. ‚Schau dir das alles doch mal an!’ sagte Hartmut Großer zu mir und zeigte in die weite Messerunde. ‚Man muss doch verrückt sein, um das zu machen, was hier ausgestellt ist.’ Ich stimmte bedenkenlos zu. So ist es! Er neigte sich näher an mein Ohr: ‚Und wenn das nicht so wäre, könntest du mich hier bei den Creativos nicht finden. Ich bin nämlich hier genau richtig.’
Wer sich verkleidet, kommt billiger rein. Die deutsche Jugend war zahlreich in den Gewändern von Fantasy-Helden, Geishas oder Samtkatzen erschienen. Auch Gudrun Strübers Lesung im Lesecafé ‚Shakunda’ in der Stadt war zum größten Teil von Jugendlichen besucht. In der Lesung wurde Gerhard Ludwigs neues Buch ‚Weg der Götter’ vorgestellt. Der oft beschworene, doofe deutsche Nachwuchs erwies sich als interessiert, idealistisch und auf der Suche nach Kontakt mit den Alten. Ich stellte bei der Gelegenheit fest, dass ich definitiv nicht mehr zur Jugend gehöre.
Die Messeanlage allein ist schon eine Reise wert. Dem Leipziger Hauptbahnhof nachempfunden wölbt sich die Eingangshalle trotz ihrer Riesenhaftigkeit luftig über Radiostationen, Kassenhäuschen, Fressbunden und Treppenbauten. Sie ist vollständig verglast. Drumherum fünf gigantische Messehallen …
Ich wohnte mit einer erlesenen Auswahl deutscher Senioren auf dem Campingplatz Auensee in Blockhütten: den legendären, sich kabbelnden Strübers, der fast unwirklich vitalen Gerlinde Lenz, Dorothea Christian diesmal ohne ihre Tochter und der samtgewandeten, rothaarigen, morgens lang schlafenden Ingrid Hammer, die in der Galerie Toumaart von Michael Touma einige ihrer hervorragenden neuen Gedichte las. In der Galerie konnte man ‚Toumaart’ bewundern, unter anderem auch das Bildnis eines laufenden, schwebenden Jungen am Strand, über den Michael Touma ein langes Gedankengedicht geschrieben und rezitiert hat: Rückzug auf die einfachen Wahrheiten des Menschen in einer Welt, deren kriegerischer, ungerechter Zustand sich nicht ändern will.
Ich für meinen Teil verbrachte während der ersten beiden Tage viel Zeit mit der Buchbinderin Claudia Flade, die eine Buchmanufaktur hat, in der sie neben gewöhnlichen buchbinderischen Auftragsarbeiten auch so besondere Dinge wie Büchertuning anbietet.
Immer wieder verschwanden einige von uns auf einer der zahlreichen Lesungen, die in den Hallen stattfanden. So hörten und sahen wir Peter Sodan, Daniel Kehlmann, Michal Hvoretzky, Sara Wagenknecht, und immer wieder Wolf Biermann inklusive Klampfe, daneben Imitatoren, junge Autoren, die keiner kennt und Frauen wie Sibylle Lewitscharoff, die mit ihrem Roman ‚Apostoloff’ für Furore gesorgt hat.
Der Creativo-Stand war eine bunte Miniaturausgabe der Messe im ganzen. Buchkunst, Lyrik, Esoterik, Christliches, Krimis, Wissenschaftliches, Kinder- und Sachbücher, vieles selbstgemacht, anders als die ewige gleiche kommerzielle Bestsellerware … Der Chef des Ostfalia-Verlages flog in Frack und Zylinder an unserem Stand ein und aus, der Smaragd Verlag zog mit seinem Esoterikprogramm auch ohne Vertreter Interessierte an. Und Rolf Thums Krimi-Roman aus der Tangoszene ‚Der Tod tanzt mit’ stand als ‚Gast’ bei uns mit im Regal.
‚Es gibt Stände, da spürst du, die Leute sind offen’, sagte Claudia Flade. ‚Und es gibt welche, da gehst du automatisch vorbei, ohne reinzuschauen.’ Bei uns blieben jedenfalls viele stehen, obwohl oder vielleicht gerade weil wir meistens zu fünft auf fünf Quadratmetern schwätzten, Kunden berieten, Tee tranken und eine Riesenbox mit Gummifaltern verzehrten, allen voran Hartmut …
Die Kunden – ja wer waren die eigentlich? Buchhändler? Ich erkannte jedenfalls keine. Autoren, die Verlage suchen. Leute, die etwas ganz Spezielles suchen, Leseratten, Bücherwürmer, und natürlich passend zu den Verlegern: Verrückte. Unmengen an Menschen aller Generationen, die trotz der zeitweisen Überfüllung zu keinem Zeitpunkt aggressiv waren.
Um endlich ein Ende zu finden, kann ich nur kurz sagen, dass es super war, richtig cool. Ich fühlte mich so ganz in meinem Element und hoffe, dass die Kontakte, die wir geknüpft haben, zu guten Projekten und Geschäften führen werden. Meine endlose Rückfahrt nach Karlsruhe war begleitet von zwei kichernden jungen Frauen, die als Katzen verkleidet waren und mich bemitleideten, weil mein Sitznachbar schnarchte wie ein Sägewerk. Sie kicherten sage und schreibe fünf Stunden lang, brachten auch mich dazu, Tränen zu lachen, und nicht nur mich. So saß unsere Schnarchnase inmitten eines Abteils, in dem die Fahrgäste Tränen lachten. Alle noch das Band mit dem Aufdruck ‚www.leipziger-messe.de’ um den Hals.