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Theo Wunderlich und seine Freunde

Autor:
Marianne Stegmaier
Verlag:
Fabuloso Verlag
Erscheinungsjahr:
2020
Sonstiges:

Preis: 9,80 €
ISBN: 978-3-945346-83-9
Paperback
156 Seiten
Illustriert von Franka Möhricke

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Oder direkt beim Autor.
Leseprobe
Unterwegs
Am nächsten Wochenende machen sich Opa Löwenzahn und Theo auf den Weg in die Stadt, um Susanne Gänseblümchen zu besuchen. Theo ist sehr aufgeregt und kann es kaum erwarten loszufliegen. Freunde und Familie haben sich versammelt, um den Abflug mit Winken und guten Wünschen zu begleiten.
Zunächst überfliegen sie ein großes  Waldstück.
„Wow, ist das aufregend“, ruft Theo dem Opa zu. „Es ist so windig. Ich muss aufpassen, um nicht abgetrieben zu werden. Können wir eine Pause machen, wenn wir das Waldstück hinter uns haben?”
„Ja, Theo, gerne. Wir müssen mit unseren Kräften haushalten.“
Nach einer halben Stunde haben sie das Ende des Waldes erreicht und Theo beginnt mit dem Sinkflug. Doch er passt nicht auf. Plötzlich hört er ein Rufen neben sich, aber es ist zu spät. Er spürt einen heftigen Schlag an seiner Schulter und gerät ins Taumeln.
“Hilfe …” Theo fällt. Kurz vor dem Boden kann er einen Aufprall mit aller Kraft und viel Flügelschlagen gerade noch verhindern.
„Nein …!“, schreit der andere. Er stürzt ab und landet sehr unsanft. „Aua! – Was ist das denn? Kannst du nicht aufpassen?“
Entsetzt laufen Theo und Opa Löwenzahn zu dem Verletzten. Es ist ein junger Elf, der nun ziemlich zerzaust aussieht, voller Gras und Erde.
„Ist dir was passiert?” Opa Löwenzahn ist als erster bei ihm.
„Ich glaube, mein Fuß ist verstaucht. Er tut höllisch weh.“ Der junge Elf ist den Tränen nahe. „Wie heißt du? Wir bringen dich in ein Elfen-Krankenhaus. Sind deine Flügel verletzt? Kannst du noch fliegen oder sollen wir die fliegende Rettung rufen?“
„Ich heiße Edwin Sonnenblum.“ Edwin versucht aufzustehen, doch er kann nicht auftreten. „Aua. Es geht nicht!“ Er bleibt sitzen, bewegt dann vorsichtig seine Flügel. „Meine Flügel sind ok.“
„Es tut mir so leid. Ich habe nicht aufgepasst. Mein Name ist Theo und ich bin schuld an unserem Zusammenstoß. Eigentlich weiß ich, dass ich im Sinkflug aufpassen muss.“
Theo ist untröstlich. Sein erster Flug als „Besonderer“ und schon passiert etwas Schlimmes.
Plötzlich wird ihm schwindelig. Ein Licht erscheint und langsam formt sich eine Pflanze vor seinen Augen.
„Arnika! Das wird dir helfen!“, ruft Theo.
Opa Löwenzahn stutzt: „Was meinst du, Theo?“
„Bei solchen Verletzungen hilft ein Umschlag mit Arnika. Ich fliege gleich los. Ich weiß, wo die Pflanze zu finden ist. Das ist nicht weit von hier.“
Ehe jemand etwas sagen kann, ist Theo verschwunden. Nach einigen Minuten steht er mit einem Büschel Pflanzen wieder vor Edwin. „Das ist Arnika, aus der Familie der Korbblütler. Eigentlich wächst sie nur in den Bergen, aber bei uns hier gibt es auch eine kleine Ecke, wo sie zu finden ist. Komm, ich mache dir einen Umschlag.“
Aus seinem Halstuch, das er etwas feucht macht, und den Pflanzen wickelt er einen Verband um Edwins Fußgelenk und lässt seine Hände eine Weile auf der Verletzung liegen. Keiner sagt etwas. Die Stille ist besonders. Etwas später nimmt Theo seine Hände weg. „Versuch mal, deinen Fuß zu bewegen. Es müsste etwas besser sein.“
Theo stützt Edwins Arm und hilft ihm aufzustehen. „Tritt vorsichtig auf!“, fordert er Edwin auf.
„Mensch, Theo. Es ist viel besser. Es tut nur noch wenig weh. Wie hast du das gemacht?“ Ungläubig schauen sich die Kinder an.
„Ich weiß das auch nicht genau. Auf einmal hatte ich die Idee mit der Arnika-Pflanze. Sie erschien vor meinen inneren Augen und ich wusste, was zu tun war.“
Opa Löwenzahn hat die ganze Zeit beobachtend daneben gestanden. Er hat eine Ahnung, was hier geschehen ist, sagt aber nichts und ist froh, dass der Zusammenprall gut ausgegangen ist.
„Edwin, wie können wir dir weiterhelfen? Wo musst du hin?“ „Ich bin auf dem Weg in die Stadt, um meine Schwester zu besuchen. Sie hat hohes Fieber. Ich will ein paar Tage bei ihr bleiben und sie versorgen. Wir haben nur noch uns. Unsere Eltern sind bei einem Unfall mit einer Lokomotive ums Leben gekommen. Sie haben nicht auf die Gleise geachtet und sind vor die Lok geflogen.“
„Oh, das ist sehr traurig. Wir sind auch auf dem Weg in die Stadt. Lass uns gemeinsam weiterfliegen.“ Theo fühlt sich verantwortlich für Edwin und möchte ihn nicht allein weiterreisen lassen.
Doch Opa Löwenzahn hat Einwände: „Theo, ich halte es für besser, wenn wir erst mal wieder zurück nach Hause in den Wald fliegen und dort mit den anderen beraten, was hier gerade mit dir geschehen ist.“
„Nein, bitte nicht umkehren. Dann lachen mich alle aus, weil ich es noch nicht mal ohne Panne über den Wald geschafft habe. Nein, Opa, bitte! Lass uns weiterfliegen! Ich habe die Verantwortung für Edwin und muss jetzt aufpassen, dass er trotz Verletzung gut ankommt. Bitte.”
Opa Löwenzahn überlegt. „Gut, aber ich fliege jetzt voran. Ihr bleibt hinter mir und pass bitte auf, Theo.“
Und so setzen sie ihren Weg in die Stadt fort. Der Wind ist schwächer geworden. Nach einer weiteren Pause, in der sie sich angeregt mit Edwin unterhalten, kommen sie am Nachmittag in der Stadt an. Edwin geht es viel besser. Er hat keine Schmerzen mehr. Es ist wie ein Wunder.
Rezension
Theo Wunderlich und seine Freunde (Ein Abenteuer aus der Elfenwelt) von Marianne Voß (Dr. Esther Morales-Cañadas) In der letzten Zeit erscheinen viele Märchen für Kinder und Jugendliche, in denen das Thema Umweltschutz behandelt wird. Sie haben das Ziel, den Menschen von Kindheit an über Ökologie und Nachhaltigkeit aufzuklären und Interesse daran zu erwecken. In diesen Märchen werden normalerweise die Tiere und Pflanzen in den Vordergrund gestellt, und der Mensch erscheint als Hauptakteur der negativen oder positiven Geschehnisse. Das Märchen von Marianne Voß „Theo Wunderlich und seine Freunde“ ist dagegen etwas anders. In dieser Geschichte agieren Elfen, die wie menschliche Wesen denken und tun, mit dem einzigen Unterschied, dass sie klein sind und Flügel haben. In der Welt dieser Elfen herrscht aber mehr Warmherzigkeit und Solidarität als in unserer menschlichen Gesellschaft. Schon im ersten Kapitel stehen die sozialen Kompetenzen im Vordergrund, doch nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch bei den Kindern. Und es ist ein Kind, das Elfen-Mädchen Susanne, das bereit ist, Einiges zu riskieren, um Nils und seiner kranken Mutter zu helfen. Der Leser (hoffentlich auch der Vorleser und der Zuhörer) kann bei diesem Anfang nicht ahnen, was alles danach geschehen wird und nach welchem Ziel die Autorin strebt. Man vermutet, die eigentliche Hauptfigur soll Theo Wunderlich sein. Und auch denkt man, er soll ein Held sein. Glücklicherweise gibt es in diesem Märchen keine Helden und Theo ist „nur“ ein Auserwählter, jemand Besonderes, wie viele von uns sein könnten. Vordergründig ist der tiefe soziale Sinn, den die Autorin vermittelt: Nur mit dem Zusammenschluss aller Elfen – egal welchen Alters oder Herkunft – werden die Tiere und ihre Lebensbereiche gerettet. Deswegen braucht man keinen außergewöhnlichen Helden. Die Elfen agieren auch nicht mit Magie, sondern mit der inneren Kraft ihren Seelen, deren Wirkung nur durch die Gedanken und Willenskraft aller zusammen zustande kommt. Das Buch ist deswegen nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche geeignet, denn die Welt der Elfen stellt mehrere Parallelen mit der Welt der Menschen dar. Das ist eine gute Taktik, um das Interesse der jungen Leser zu erwecken, denn diese sind mehrheitlich nicht mehr an fantastische Erzählungen gewöhnt und können sich somit besser identifizieren. Diese Parallelen sind u.a.: – Das Leben der Elfen verläuft wie bei uns und besteht aus Familien mit Kindern mit Eltern und Großeltern, sowie Verwandten, Schulen, Krankenhäuser, Hunde als Haustier usw. – Das Erwachsenwerden der Elfenkinder wird durch ein magisches Staubkorn gekennzeichnet, betrifft sowohl Mädchen wie Jungen. – Die Elfenkinder haben Flügel, dürfen aber nicht fliegen, bis sie richtig erwachsen geworden sind. Das ähnelt der Erlaubnis eines Führerscheins. – Die Elfen haben kein Handy, können jedoch über Entfernungen dank eines Stärkungstranks kommunizieren. – Die Initiative der Elfenkinder wird von den Erwachsenen wahrgenommen und unterstützt, doch unter der Verantwortung der Kinder und folgt einem Plan, der überwiegend von den Erwachsenen gestaltet ist. – Die Elfenkinder respektieren die Ratschläge der Erwachsene und sind dankbar dafür. Es ist im Grunde diese ideale Welt, nach der wir alle streben, eine Welt, von der wir alle träumen und in der wir uns wünschen, dass unsere Kinder diese Realität finden. Wie in jedem Märchen erscheinen auch die Bösewichte, die diese friedliche Atmosphäre zerstören wollen: Menschen, für die die Wirtschaft und der Profit wichtiger sind als die Natur; und der gierige Mensch, der ein Waldgebiet in ein luxuriöses Stadtgebiet verwandeln will, ohne Rücksicht auf Verluste. Es gibt aber keinen Kampf. Alles verläuft durch Rituale, durch die inneren Kräfte dieser reinen Wesen – die Elfen-, die in die Seele der Menschen eindringen und sie überzeugen, was gut für uns alle ist, und in diesem „alle“ sind Menschen, Tieren und Natur einbezogen. Der Hartnäckigste von allen, Herr Tropf, der Eigentümer des Waldgebietes, wird auch nicht bekämpft. Hier kommt die soziale Ader der Verfasserin ins Spiel: Der erste gierige Gedanke von Herrn Tropf ist die Folge seiner Einsamkeit und der einzige Sieg gegen ihn ist, Liebe und Freundschaft zu ihm zu bringen. Welche wunderschöne Botschaft! Das Märchen ist mit sehr interessanten und spannenden Momenten aufgebaut – insbesondere in den Ritualen. Der Verlauf der Geschichte ist immer eine Überraschung, und man bekommt gleichzeitig diese Freude des Friedens, der Ruhe, der positiven Gedanken und der Überzeugung, dass nur mit Liebe und Geborgenheit unsere Welt zu retten ist. Ich würde mir wünschen, es gebe kein Handy und kein Computerspiel mehr und die Mütter würden gerne ihren Kindern vorm Schlafengehen solche Märchen vorlesen, anstatt sie durch die digitalen Medien verführen zu lassen. Ich würde mir aber auch wünschen, es gebe viele Erwachsene, die gerne Märchen wie diese lesen, denn so würde unser Leben viele bunte und friedliche Farben bekommen und das Kind in uns würde weiterleben können. Erwähnenswert sind auch die eindrücklichen Illustrationen von Franka Möhricke. Ihre Zeichnungen sind minimalistisch, jedoch entsprechen sie dem Charakter jeder behandelten Figur und bekräftigen die Aussage, die Marianne Voß uns vermitteln will. Und so wünsche ich der Autorin einen großen Erfolg mit ihrem Buch!

Klappentext

Ein Abenteuer aus der Elfenwelt

Die Elfenkinder Theo Wunderlich und seine Cousine Susanne Gänseblümchen entdecken die magische Wirkung ihres Elfenstaubes. Dieser kann Wunder vollbringen, aber auch gefährlich sein.

Menschen wollen eine grüne Oase mitten in der Stadt zerstören und zubauen.
Die Heimat vieler Tiere und Elfen ist dadurch in Gefahr.

Theo und seine Freunde wollen helfen und ihren magischen Elfenstaub zur Rettung dieser Welt einsetzen. Wird es ihnen gelingen?