Suche
Suche Menü

Als Nussi Horn ihr Gedächtnis verlor

Autor:
Barbara Merten
Verlag:
Fabuloso Verlag, Bilshausen
Erscheinungsjahr:
2011
Sonstiges:

Fotograf und Mitautor: Karl-Josef Merten
Taschenbuch
60 Seiten
Preis 11,80 €
ISBN 978-3-935912-68-6

Hier kaufen
Oder direkt beim Autor.
Leseprobe
Nussi Horn, das Eichhörnchen lebt schon seit vielen Jahren bei mir im Baum. Sie hat sich ihren Kobel in einer Astgabel ganz oben im Wipfel gebaut. Dort hinein schlüpft sie, um zu schlafen.

Aber das kommt selten vor, denn Nussi hat es immer eilig. Manchmal macht sie mich ganz nervös, weil sie ständig durch mein Geäst zischt.

So war es auch vor ein paar Jahren, gerade als bei mir die Eicheln reif wurden.

„Platz da, Platz da!“, schrie sie jedem entgegen, der in ihre Nähe kam. „Ich habe keine Zeit! Ich muss mich beeilen! Bald wird es Winter!“

Von morgens bis abends pflückte Nussi Eicheln von meinen Zweigen. Sie stopfte sie sich ins Maul und rannte dann am Baumstamm hinunter, um sie auf der Wiese zu verbuddeln und für den Winter in Sicherheit zu bringen.

Eichhörnchen haben nämlich auch im Winter Hunger und brauchen meine Früchte zum Essen. Der Kleiber, der an meinem Baumstamm saß, um Würmer und Käfer zu picken, hatte genug von ihr.
Als Nussi wieder einmal das Maul voller Eicheln hatte, rannte sie ihn einfach um und spottete, obwohl sie mit dem vollgestopften Maul kaum sprechen konnte:

„Kleiber Klebchen klebt am Baum,
fällt er runter, glaubt er´s kaum!“

Der Kleiber krallte sich noch fester mit den Füßen an der Rinde fest.

„Pass auf, dass du nicht vom Baum fällst, du Schwanzbüschel!“, rief er ärgerlich hinter ihr her.

Aber Nussi war schon auf die Wiese gesprungen, um ihre Eicheln zu verbuddeln.
Am nächsten Morgen war das Wetter sehr stürmisch. Der Wind wehte so stark, als wolle er meine Äste abreißen. Wolken verdüsterten den Himmel. Ein Gewitter zog auf. Die Vögel suchten sich ein sicheres Plätzchen.
Nussi störte sich nicht an dem Gebrause des Windes. Sie sprang von Ast zu Ast und schaukelte an den Zweigen. Es machte Spaß, wenn der Wind ihr Fell zerzauste. Blitze zuckten am Himmel. Sorgenvoll schaute ich nach oben. Schon einmal hatte ein Gewitter einen Ast aus meiner Krone gerissen. Das war damals furchtbar für mich. Hoffentlich zog dieses Gewitter weiter. –
Ein Donnerschlag erschütterte mich. Pfeilschnell schoss ein Blitz brennend heiß in einen Ast. Unter splitterndem Krachen knickte er um.

Ein schrilles lautes Quieken –
Stille.

Nussi fiel, wie eine reife Eichel zu Boden. Der umgebrochene Ast hatte sie am Kopf getroffen und vom Baum geschleudert. Da lag sie nun und regte sich nicht mehr. Obwohl Nussi Horn bei den Tieren nicht sehr beliebt ist, waren doch alle erschrocken.
Kopfüber lief der Kleiber an meinem Stamm hinunter:

„Ach du dicker Vogelklecks, ach du dicker Vogelklecks“, stotterte er. „So habe ich es doch gar nicht gemeint!“

Mit dem Schnabel stupste er Nussi am Bauch.
Da sprang sie auf ihre kleinen Füßchen, setzte sich auf ihren Schwanz und rieb sich mit der Vorderpfote den Kopf.

„Was war das denn? –

Kleiber Klebchen, hast du mich gepiekst?“

Erleichtert erzählte der Kleiber von dem Blitzschlag und dem Ast, der Nussi am Kopf getroffen hatte.
„Glück gehabt, wie immer“, sagte Nussi und schon kletterte sie geradewegs am Kleiber vorbei, den Baumstamm hinauf, in ihren Kobel.

Dort schlief sie drei Tage lang.
Rezension

Klappentext

In Wald und Flur haben die Autoren viel erlebt und fotografiert.

In diesem Buch lassen sie die alte Eiche erzählen.
So sind acht kindgerechte Geschichten entstanden, die mit viel Fantasie und einer guten Portion Spaß gewürzt sind.

Diesen Text gibt es auch als Hörbuch