Autor:
Dorothea Christian
Verlag:
Fabuloso Verlag
Erscheinungsjahr:
2020
Sonstiges:
Paperback
72 Seiten
ISBN 978-3-945346-86-0
Preis: 9,80 Euro
Oder direkt beim Autor.
Leseprobe
Die Mauer fällt
Im Herbst 1989 passierte so viel.
40 Jahre DDR.
Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
In Ungarn öffnete sich der Zaun. Viele kamen spontan über die Grenze nach Österreich.
Die Montagsdemonstrationen in Leipzig wurden von Woche zu Woche umfangreicher.
Genschers Worte in der Prager Botschaft, die im Jubel der DDR-Flüchtlingen untergingen.
Wir im Westen schauten gebannt, was sich da abspielte. Bewunderten den Mut der DDR-Bürger, aber auch Angst und Zweifel waren in mir, weil ich mich erinnerte:
– 17. Juni 1953.
Niedergeschlagen durch sowjetische Panzer.
– 1956
Volksaufstand in Ungarn durch sowjetische Truppen
blutig niedergeschlagen.
– 1968
Der Prager Frühling. Beendet durch Eingreifen
des Warschauer Paktes.
Kurt Masur in der vordersten Reihe der Demonstranten – ich war stolz auf diese Menschen.
Dass die Ängste begründet waren, stellte sich bald heraus, denn Scharfschützen waren auf den Dächern positioniert. Der Schießbefehl bleib aber aus.
Dann die historische Information von Günter Schabowski:
„In der DDR besteht Reisefreiheit.“
Auf die Nachfrage eines Journalisten:
„Ab wann?“
„Meines Wissens ab sofort!“
Ich saß vor dem Fernseher wie gebannt. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich wollte lachen, aber das Schluchzen wurde immer lauter. Als dann die ersten Trabis über die Grenze fuhren, sich Ost und West in den Armen lagen, die strahlenden Gesichter! Ich wusste gar nicht, dass so viele Tränen in mir waren. Wahnsinn, das ist Wahnsinn! Jung und Alt. Lachende Menschen auf der Mauer. Auch vom Westen kamen nun die Menschen in den anderen Teil Berlins. Alle Menschen werden Brüder! Ich saß noch immer auf dem Sofa und heulte.
Auch jetzt, wo ich dieses Geschehen aufschreibe, weine ich. Es ist ein Wunder, ein Umsturz ohne Blutvergießen!
Gegen Morgen erst ging ich ins Bett.
Ich habe gut geschlafen und am anderen Tag gab es weiter euphorische Nachrichten. Die Medien überschlugen sich und es dauerte nicht lange, das stand der erste Trabi vor meinem Haus.
– Waltraud.
Klappentext
Gedanken zur DDR,
zum Mauerfall und
zur Zeit danach
Im Erinnern und Nichtvergessen, was alles in der Vergangenheit geschehen ist, versuche ich Klarheit zu finden, versuche zu verstehen:
Zusammenbruch der Nazidiktatur. Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Ein Riss geht durch Deutschland, zwei Staaten: DDR und BRD.
Für meine Generation waren 40 Jahre DDR unser halbes Leben.
Durch die Menschen, welche in dieser Zeit in der DDR lebten, gab es eine Revolution ohne Blutvergießen. Ein Wunder – Danke!
Es kam zur Wiedervereinigung Deutschlands.
Meine Geschichten – nun Geschichte – erzählen davon, wie es damals war, um aus dem Erlebten das Heute zu verstehen.